Neue Perspektiven für Betroffene: Selbsthilfegruppe „Stress- und Traumafolgen“ startet Ausbau regionaler Anlaufstellen – München macht den Anfang
Am Wochenende wurde in München die erste Regionalgruppe der größten deutschsprachigen online Selbsthilfegruppe für Menschen mit Stress- und Traumafolgestörungen, gegründet:
https://www.facebook.com/groups/stressundtraumafolgen
Das Treffen markiert einen Wendepunkt in der Selbsthilfelandschaft: weg von einem reinen Austausch unter Betroffenen – hin zu einem echten, bundesweiten Netzwerk, das Betroffene, Fachleute und engagierte Menschen zusammenbringt. Ein Ort für Aufklärung, Austausch, Stärkung und konkrete Veränderungen. Ein Kompetenzzentrum für alle, die Betroffene von Stress- und Traumafolgestörungen gemäß den Leitlinien der WHO unterstützen wollen. In Kürze entstehen weitere Regionalgruppen in anderen Städten.
Die Online-Selbsthilfegruppe wurde von der BAGbN ins Leben gerufen, nachdem in der Praxis von Michaela Huber die Hilferufe von Betroffenen so stark zunahmen, dass sie ohne zusätzliche Struktur kaum mehr zu bewältigen waren. Die Facebook-Gruppe wurde bewusst als niedrigschwelliges Angebot gegründet und wuchs bereits in der ersten Woche auf 250 Mitglieder – heute sind es über 5600.
Die Gruppe bietet weit mehr als Austausch: Wöchentliche Zoom-Treffen, Stabilisierungschats, kreative Angebote, offene Gesprächsrunden, geschützte Räume für Fachthemen und ein eigener Podcast stärken die Mitglieder. Gleichzeitig bezieht die Online-Gruppe zu politischen Themen Stellung, die Betroffene direkt betreffen – etwa zur möglichen Schließung des Fonds sexueller Gewalt oder zur von der EU diskutierten Chatkontrolle.
Die MH-Regionalgruppe Stress & Traumafolgen baut auf diesem Fundament auf: Sie bietet persönliche Begegnung, stärkt lokale Gemeinschaften, schafft Verlässlichkeit und ermöglicht schnelle Unterstützung in Krisenmomenten. Fachleute vor Ort können durch die enge Zusammenarbeit gezielter helfen und besser verstehen, was Betroffene wirklich brauchen.
Neben regelmäßigen Treffen in München sind zusätzlich Stabilisierungsguppen, Beratungsangebote und Fachseminare mit nationalen und internationalen Expertinnen und Experten geplant, um Wissen zu bündeln, Zugänge zu erleichtern und Versorgungslücken zu schließen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat genau klassifiziert, was die dissoziativen Identitätsstörungen sind, wie sie entstehen und Leitlinien für die Behandlung festgelegt. In Deutschland sind Ärztinnen, Ärzte und Krankenhäuser aufgrund des § 295 SGB V verpflichtet, Diagnosen vollständig und strikt nach den Anweisungen der ICD und den Deutschen Kodierrichtlinien anzugeben und diese entsprechend zu behandeln. Diese Rechtsverbindlichkeit wurde durch das Urteil des Landessozialgerichts Sachsen-Anhalt (Az. L 6 KR 71/24 vom 13.08.2025) ausdrücklich bestätigt. Das bedeutet klar: Eindeutig gestellte Diagnosen müssen anerkannt werden. Die Nichtanerkennung oder falsche Behandlung einer dissoziativen Identitätsstörung ist ein Rechtsverstoß.
In der Praxis erleben Betroffene jedoch häufig, dass dieses Wissen in Kliniken, sozialpsychiatrischen Diensten, Rentenstellen, Begutachtungsverfahren, Praxen, Schulen und Beratungsstellen fehlt. Fachleute zeigen zwar Interesse, bemängeln aber, dass verlässliche, praxisnahe Informationen kaum zugänglich sind. Ein wesentlicher Grund: Einrichtungen verfügen oft über kein Budget für spezialisierte Fortbildungen.
Genau hier setzt die MH-Regionalgruppe Stress & Traumafolgen an: Gemeinsam mit Fachleuten und Betroffenen wird vermittelt, wie Traumafolgestörungen entstehen, welche Formen sie annehmen können und welche Folgen sie für das Leben der Betroffenen haben. Der Schwerpunkt liegt auf der Aufklärung zu dissoziativen Identitätsstörungen.
Der Zugang zur MH-Regionalgruppe Stress & Traumafolgen ist ausschließlich über die bestehende Online-Gruppe möglich. Wer kein Mitglied der Online-Gruppe ist, kann an den Regionaltreffen nicht teilnehmen. Dies haben die Betroffenen in ihrem Gremium gemeinsam beschlossen, um die Sicherheit der Gruppe maximal zu gewährleisten. Gleichzeitig soll sichergestellt werden, dass alle, die von der Gruppe profitieren, sich auch aktiv für die Gemeinschaft einbringen.
Die geplanten öffentlichen Weiterbildungsveranstaltungen für Fachleute, Betroffene und Interessierte finden nicht am Veranstaltungsort der Regionaltreffen statt. Sie werden in Form von Impulsseminaren über etwa zwei Stunden an gesonderten Orten durchgeführt, die nach vorheriger Registrierung auch einem breiteren Publikum offenstehen. So bleibt der geschützte Charakter der Regionalgruppe gewahrt, während gleichzeitig Wissen nach außen getragen und der fachliche Diskurs gestärkt wird.
Die Münchner Gruppe hat bereits die Termine für die Treffen von November bis Februar festgelegt. Informationen hierzu sind ausschließlich über die Online-Gruppe erhältlich.
Schirmherrin ist Michaela Huber – ein echtes Münchner Kindl. Gemeinsam mit Luise Reddemann und Arne Hofmann hat sie die moderne Traumatherapie in Deutschland etabliert. Unterstützt wurden sie dabei durch internationale Fachleute wie Onno van der Hart, Ellert Nijenhuis und Eli Somer, die weltweit zu den führenden Experten im Bereich der dissoziativen Störungen zählen.
Michaela Huber ist spezialisiert auf bindungsorientierte Psychotherapie für Menschen mit schwersten Traumafolgestörungen aufgrund extremer Gewalt in der Kindheit und Jugend. Für ihren Einsatz für die Betroffenen erhielt Huber das Bundesverdienstkreuz. Für ihre Forschungen zum Thema Traumafolgestörungen wurde sie als erste Frau und erste Ausländerin mit dem US-Award der ISSD-T ausgezeichnet. Für ihre Arbeit mit schwer traumatisierten Frauen erhielt sie den Pappenheimpreis. Weiterhin wurde sie für die erfolgreiche Digitalisierung und nachhaltige Ausrichtung ihrer MH Akademie mit dem Global Healthcare & Pharma Award, dem Mental Health Award und dem Deutschen Unternehmerpreis geehrt. Für ihre Lebensleistung wurde ihr der Women World Award verliehen.
Verantwortlich für den Text ist die Selbsthilfegruppe „Stress- und Traumafolgen“
Weitere Informationen:
https://www.facebook.com/groups/stressundtraumafolgen
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